Die berühmte Geschichte vom Tellerwäscher ist hier in New York allgegenwärtig. Egal ob als Abwaschhilfe, Pfandsammler oder Parkplatzeinweiser: Irgendwo fängt jeder an. Wir haben mit Menschen über ihre erste Anstellung gesprochen.
Steve Jobs, Jeff Bezos, Anne Will und Sigmar Gabriel: Sie alle haben mal klein angefangen (wir werfen dann mal fünf Dollar in die Floskelkasse). Jeff Bezos, Gründer und Chef von Amazon, verdiente seine ersten Dollar zum Beispiel als Teenager bei McDonald’s. Steve Jobs hatte schon als Zwölfjähriger seinen ersten Job: bei der Technologiefirma Hewlett-Packard (HP). Auch Donald Trump sollte nach eigener Aussage auf Wunsch seiner Eltern schon früh lernen, was es heißt, Geld zu verdienen. Deswegen musste er gemeinsam mit seinem Bruder leere Pfandflaschen sammeln. TV-Moderatorin Anne Will putze als Schülerin im Bayer-Werk in Leverkusen Umkleidekabinen und Labore. Sigmar Gabriel kaufte sich von seinem ersten Job in einer Glashütte ein Mofa. Was er dafür tun musste: Fertig gegossene Scheiben für Autoscheinwerfer mit feuerfesten Asbesthandschuhen zum Abkühlen auf ein Förderband heben.
Wir haben keine Kosten und Mühen gescheut (Zwischenstand Floskelkasse: acht Dollar) und Menschen in New York nach ihrem ersten Job gefragt. Und was sie davon für ihren jetzigen Beruf gelernt haben:
Trey Ray und James Montgomery, aktuell Gründer von der App HypeWave:
Trey, Co-Gründer der App HypeWave: „Mein erster Job war mein eigener Früchtestand. Ich war zehn Jahre alt und wollte unbedingt Geld verdienen. Wie alle anderen Limonade zu verkaufen, war mir zu langweilig – und zu klischeehaft. Deswegen wollte ich gerne etwas eigenes machen. Daran hat sich nichts geändert. Auch wenn ich kein guter Verkäufer war, habe ich ganz gutes Geld damit verdient. Ich glaube, die Leute hatten Mitleid, weil da ein Zehnjähriger in der heißen Sonne stand und Obst verkauft hat.“
James, Co-Gründer der App HypeWave: „Meinen allerersten Job hatte ich in der Backfabrik meines Vaters. Ich war in der 3. Klasse und er hat mich “ganz offiziell” angestellt. Ich war allerdings eher ein unterbezahlter Mitarbeiter, der kleine Jobs wie Cookies einpacken oder Bestellungen zur Post bringen, übernommen hat. Aus heutiger Sicht muss ich sagen: das war eine richtig gute Erfahrung.“
Corinna Spieß, aktuell Stewardess:
„Ich habe schon früh in der Digitaldruckerei meiner Eltern mitgeholfen. Da bin ich quasi groß geworden. Die Zeit dort und meine Arbeit haben mir auch für meinen jetzigen Job viel gebracht: Fleiß, akkurates und detailgetreues Arbeiten, Konzentration und die Fähigkeit, sich Fehler einzugestehen und dann auszubessern. Das würde ich immer wieder so machen.“
Moritz Zimmermann, aktuell freier Wirtschaftsredakteur beim Hessischen Rundfunk:
„Mein erster Job war Parkplatzeinweiser für eine Eventagentur in der Nähe von Frankfurt. Das war echt ein guter Job, immerhin habe ich 10 Euro pro Stunde verdient. Ich habe den Job allerdings nur drei Wochen gemacht, dann war das Event vorbei.“
Karen Bergman, aktuell Museumsassistentin:
„Ich habe in einem Sportgeschäft für Laufschuhe gearbeitet. Das war super, ich war nämlich selber Läuferin und kannte mich deshalb gut aus. Es hat mir total viel Spaß gemacht, den Gang von Leuten zu analysieren und dafür passende Schuhe auszusuchen. Außerdem habe ich Rabatt bekommen, das war natürlich nicht schlecht.“
Rob Stamm, aktuell Gründer einer Digitalagentur:
„Ich hatte meinen ersten Job auf einer Baustelle. Wir haben Häuser renoviert. Die Arbeit dort hat mir auf jeden Fall gezeigt, dass ich mir diesen Job für den Rest meines Lebens nicht vorstellen kann! Aber auch, dass ich mir niemals für Arbeit zu schade sein möchte, bei der man sich die Hände schmutzig macht.“
Ines Timm, aktuell Teil von Schichtwechsel.blog:
„Meinen ersten Nebenjob fing ich mit circa 14 Jahren an. Bei einem Bekannten meiner Eltern, der Steuerberater war. Meine Aufgabe war es für zwei bis drei Stunden pro Woche alte Gesetzestexte durch die aktualisierte Version zu ersetzen. Ich hoffe, dass sie heutzutage keine SchülerInnen mehr für diese Aufgabe brauchen, sondern alles digital auf dem neuesten Stand gehalten wird. Sicher bin ich mir da allerdings nicht.“
Johanna Felde, aktuell Teil von Schichtwechsel.blog:
„Mein erstes Geld habe ich damit verdient, für meine ältere Schwester ab und an beim Putzen in einer Seniorenwohnanlage einzuspringen. Flure saugen, Böden wischen, Fenster putzen. Wenn die SeniorInnen von ihrem Samstagseinkauf nach Hause kamen, gab es aber auch schon mal seltsame Gespräche. Einmal habe ich einem älteren Mann meine Hilfe beim Tragen der Taschen angeboten, da sagte er nur: “Hilf mir lieber ins Grab.” Ich habe trotzdem gerne dort ausgeholfen, weil ich beim Putzen gut den Kopf ausschalten konnte.“
Johanna Röhr, aktuell Teil von Schichtwechsel.blog:
„Ich habe mein erstes Geld in einem Klamottenladen in München verdient. Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich im stickigen Lager im Untergeschoss auf dem Fußboden saß und zusammengeknülltes Papier aus schwarzen Billig-Stiefeln gezogen habe. Danach hatte ich immer gerötete und juckende Unterarme von dem billigen Plastik und leichten Schwindel vom beißenden Geruch. Seitdem sind solche Schuhe ein absolutes No-Go für mich. Mein größter Respekt gilt auf jeden Fall LagerarbeiterInnen.“
Johanna arbeitet im Social-Media-Team von Spiegel Online und ist Dozentin für Rhetorik an der Uni Passau, hat aber auch schon als Stadionmoderatorin der Frauenmannschaft des FC Bayern gearbeitet. Zudem ist sie Autorin eines Münchner Stadtführers. Was sie liebt: Roger Federer, Federweißer, Federball – und federleichte Alliteration (so sorry). Was sie hasst: nachdenkliche Sprüche auf Sonnenuntergangsbildern.
Johanna hat mal in einer Band gesungen, die unter anderem auf Hochzeiten auftrat. Für WeltN24 hat sie schon Sigmar Gabriel interviewt, für Edition F Advertorials geschrieben und Webinare moderiert, auf Fink.Hamburg Reportagen veröffentlicht und bei der International Justice Mission in Washington D.C. dafür gesorgt, dass mehr Menschen davon erfahren, dass Sklaverei noch immer ein Problem ist.
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