„Ratschläge sind auch Schläge“, so oder so ähnlich lauten die ersten Treffer, wenn man „Ratschläge“ googelt. Schade eigentlich, denn wir finden, dass einem ehrliche Ratschläge durchaus weiterhelfen können. Vor allem, wenn man explizit danach fragt und nicht ungewollt damit überschüttet wird.
Wir haben hier in New York schon zehn verabredete Interviews geführt, unzählige Gespräche über das Thema Zukunft der Arbeit geführt und immer eine gleiche Frage gestellt: „Was würdest du BerufseinsteigerInnen raten?“ Die Antworten sind so vielfältig und so spannend, dass wir sie gerne mit euch teilen möchten.
Wenn ihr selbst einen guten Tipp bekommen habt, den ihr gerne weitergeben möchtet, schreibt uns eine E-Mail an info@schichtwechsel.blog oder eine Nachricht bei Instagram.
Nicole Westphalen, Immobilienmaklerin:
„Nehmt euch wirklich Zeit dafür, herauszufinden, was ihr machen wollt. Man sollte keinen Job annehmen, bei dem man nur halbherzig dabei ist oder weil andere meinen, es sei das Richtige für einen. Hat man diesen Job gefunden, sollte man fest an sich glauben und hart arbeiten – nur dann können Ziele erreicht werden. Wenn man hingegen unzufrieden ist, sollte man ehrlich sein. Zu sich selbst und den KollegInnen. Ich bin überzeugt, dass das heutzutage möglich ist, ohne frech zu wirken. Offenheit und Ehrlichkeit sind extrem wichtig, man muss Probleme ansprechen, aber auch Lösungsvorschläge anbieten können. Wenn sich nach einiger Zeit nichts ändert, muss man überlegen, ob man vielleicht den Job oder das Unternehmen wechseln sollte. Und auch das ist kein Problem!“
Tresston (Trey) Ray und James Montgomery, Gründer der App HypeWave:
Trey: „Mein Ratschlag ist, sich selbst immer treu zu bleiben. Egal was kommt. Nummer zwei ist sich auf dem Weg von niemandem die Kreativität rauben zu lassen.“
James: „Versuche früh herauszufinden, was deine Stärken sind. Konzentriere dich dann auf eine davon und arbeite so lange daran, bis du sie perfekt beherrscht. Aus meiner Sicht ist es besser, in einer Sache richtig richtig gut zu sein, als in vielen nur mäßig.“
Hier geht es zu unserem Interview mit den beiden Gründern.
Sabine Richter, Vorstand Faktor 3 AG:
„Ich hätte mir damals gewünscht, den Tipp zu bekommen, mehr Mut zu haben, mich auszuprobieren und dies auch ruhig einzufordern. Mich immer neuen Herausforderungen, Themen, Aufgaben und Verantwortlichkeiten zu stellen. Um zügig herauszufinden, wer ich bin, was mir liegt, wo ich mich am besten einbringen kann und was mir Spaß macht. Denn nur so wird man im Berufsleben glücklich und (wenn man möchte) auch erfolgreich.“
Nikolina (Kunsthistorikerin) und Martin Klatt (Krebsforscher):
Nikolina Klatt: „Macht euch einen Plan. Sowohl als Single, aber vor allem auch als Pärchen. Einen Plan, mit dem ihr beide eure Ziele erreichen könnt, ohne euch gegenseitig zu sehr einzuschränken. Wer beruflich erfolgreich sein möchte, braucht dafür den richtigen Partner bzw. die richtige Partnerin. Sonst kämpft man gegeneinander, anstatt gemeinsam weiterzukommen.“
Martin Klatt: „Bewege dich in einem Arbeitsumfeld, das dir sympathisch ist und in dem du gerne arbeiten möchtest. Auch wenn es klischeehaft klingt, das macht wirklich den entscheidenden Unterschied. Man merkt schnell, ob man sich wohlfühlt oder nicht. Das hat sich auch in meinem jetzigen Job 1:1 bewahrheitet. Falls man sich an einem Arbeitsplatz nicht mehr wohlfühlt, sollte man mutig sein und etwas Neues wagen. Und zwar nicht erst nach fünf Jahren, sondern nach einem oder maximal zwei Jahren.“
Moritz Zimmermann, Wirtschaftsredakteur beim Hessischen Rundfunk:
„Der beste Tipp, den ich mal von einem Chef vom Dienst bei RTL Hessen gehört habe, war: „Wenn du mich anrufst wegen eines Beitrags, dann musst du Angst haben, das der nicht durchgeht, weil du so etwas Krasses ausprobiert hast.“ Als junger Mitarbeiter sollte man natürlich verstehen, was in dem Job gefordert wird aber trotzdem das machen, was theoretisch noch niemand gemacht hat. Mein Tipp an die jüngere Generation wäre: traut euch. Bei den meisten Jobs kann nicht so viel passieren, da hängen keine Menschenleben dran. Als Arzt wäre das schlecht: „Ich versuche das heute mal andersrum rauszuschneiden“, ist vielleicht eine scheiß Idee. Aber: „Ich versuch heute Mal die Geschichte andersherum zu erzählen“, könnte klappen.“ Hier geht es zum ganzen Interview mit Moritz.
Karen Bergman, Museumsassistentin und Künstlerin:
„Ich bin selbst noch dabei herauszufinden, wie alles läuft. Meine bisherigen Gedanken dazu: Versucht etwas zu finden, womit ihr anderen Menschen etwas Gutes tut und das euch gleichzeitig glücklich macht. Außerdem: Reist viel und verweilt lange an einem Ort, dann wird eure Welt um einiges reicher. Und schiebt eure Angst beiseite. Ich höre von so vielen Leuten, dass sie auch gerne Künstlerin wären. Ich sage dann immer: Mach es doch! Niemand steht dir im Weg, außer du selbst.“ Hier geht es zu unserem Porträt von Karen.
Kathrin Werner, freie Journalistin:
„Mein Ratschlag geht besonders an NachwuchsjournalistInnen: Lasst euch durch die Krise des Journalismus nicht abhalten. Ich glaube, wenn man gerne gute Geschichten machen will, gerne schreibt und gerne mit Menschen spricht, ist es immer noch ein wahnsinnig schöner Beruf. Ich finde es sehr traurig, dass sich so viele junge Leute nicht mehr vorstellen können, JournalistIn zu werden – aus Angst, dass es da keine Zukunft mehr gäbe könnte. Ich glaube nämlich schon, dass es eine Zukunft gibt. Ansonsten: Hart verhandeln, sich nicht unterkriegen lassen, selbstbewusst sein und sich immer mit an den Tisch setzen.“ Hier geht es zum Interview mit Kathrin.
Corinna Spieß, Stewardess:
„Ich glaube, dass erstmal die Selbstakzeptanz sehr wichtig ist. Man muss akzeptieren, wer man ist. Ich bin zum Beispiel keine Akademikerin. Ich bin es nicht, ich denke so nicht und ich hatte auch nie die Bestrebung eine Akademikerin zu werden. Auch das ist okay. Ein weiterer Tipp wäre: Konzentriere dich nicht zu sehr auf die Zukunft, konzentriere dich auf die Gegenwart. Es bringt nichts, jetzt Medizin zu studieren, weil man denkt, dass man in 40 Jahren Arzt sein will. Es geht darum, ob man sich wirklich vorstellen kann, die nächsten zehn Jahre Medizin zu studieren. Man sollte sich nicht auf das Ziel, sondern den Weg konzentrieren.“ Hier geht es zu unserem Porträt über Corinna.
Titelbild: Johanna Felde
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